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Liebe Mitglieder,

am vergangenen Dienstag und Mittwoch fand das 18. Symposium Glücksspiel der Uni Hohenheim statt. Aufgrund der aktuellen Lage diesmal als digitales Format.

Auch der Automaten-Verband Baden-Württemberg war bei der prominent besetzten Veranstaltung als Zuhörer dabei. Sehr gern möchten wir Ihnen eine kleine Zusammenfassung der Themen geben:

Der erste Tag stand ganz im Zeichen von Politik und Recht und dem Online-Glücksspiel, wobei auch ein vergleichender Blick in die Nachbarländer Schweiz und Österreich geworfen wurde. Schwerpunktmäßig wurden hierbei vor allem die Umsetzung und Einführung des Online-Glücksspiels sowie der Aufsichtsbehörden betrachtet. Dr. René Seidel, Leiter der Projektgruppe Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder vom Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, gab einen Überblick über den aktuellen Stand der neu zu gründenden gemeinsamen Aufsichtsbehörde in Bezug auf Standortstruktur, Organisationsstruktur und Personalstruktur. Betriebsbereit sein soll die Behörde zum 01.01.2023 – erste Zuständigkeiten liegen ab dem 01.07.2021 übergangsweise bei der Landesbehörde Sachsen-Anhalt.

Ein weiterer Themenblock galt dem Online-Glücksspiel. Hier mit dem Fokus auf rechtliche und steuerliche Aspekte. Dr. Lennart Brüggemann, Rechtsanwalt bei HLB Schumacher Hallermann, verwies in seinem Vortrag zur Besteuerung von Online-Glücksspielen auf die Inkohärenz der Besteuerung gegenüber dem stationären Markt. Der niedrige Steuersatz im Online-Glücksspiel wird mit dem Kanalisierungsauftrag gerechtfertigt – bei höheren Steuersätzen würde nur der Schwarzmarkt befeuert werden. Ein einheitliches Glücksspielsteuergesetz – weg vom derzeitigen Flickenteppich – wäre wünschenswert, so Brüggemann.

Michael Findeisen, ehemaliger Leiter des Referats „Geldwäscheprävention, Zahlungsverkehr“ im Bundesministerium für Finanzen, wies auf das Mitwirkungsverbot für Zahlungsdienstleister an in Deutschland illegalem Glücksspiel hin und plädierte für Eingriffskompetenzen der BaFin gegenüber Zahlungsdienstleistern. Wenn es nicht gelingt, den Schwarzmarkt auszutrocknen ist der ganze GlüStV 2021 nur ein symbolischer Akt, so Findeisen.

Der zweite Tag widmete sich dann dem Thema problematisches Glücksspiel. Im Rahmen des Themenblocks referierte PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf zu den Zahlen, Daten und Fakten. Prof. Dr. Bühringer, Dr. Tobias Hayer, Prof. Dr. Tilman Becker und Holger Urbainczyk referierten zu verschiedenen Modellen zur Entwicklung einer Störung durch Glücksspielen. Unterscheidungen gab hier vor allem im Bezug auf die Rolle der Glücksspielform: Hayer und Becker vertreten hier klar die Position, dass das Spieldesign bzw. die Glücksspielform Einfluss auf die Entwicklung von problematischen Glücksspielverhalten hat, während Bühringer keine Relevanz der unterschiedlichen Glücksspielformen für die Entwicklung einer Störung sieht.

Hierbei legten Sie insbesondere auch einen Schwerpunkt auf die Risikogruppen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im besonderen Maße durch Präventionsmaßnahmen geschützt werden müssen. Die Verfügbarkeit des Suchtmittels (Glücksspiel) stellt dabei einen wesentlichen Baustein dar.
Kritik galt vor allem den steigenden Werbemaßnahmen der Online-Glücksspiele, dem simulierten Glücksspiel im Bereich der sozialen Medien sowie den „mittelalterlichen“ Werbeeinschränkungen im Rahmen des Glücksspielstaatsvertrages, die die Lebenswelt der Jugendlichen nicht mit einbeziehen.
Einig waren sich die Wissenschaftler auch in ihrer Kritik gegenüber Bund und Länder, die dem Evaluierungsauftrag aus dem Glücksspielstaatsvertrag nicht nachkommen. Es müssen dringend mehr Forschungsgelder zur Verfügung gestellt werden, um die Wirksamkeit der Maßnahmen aus dem Glücksspielstaatsvertrag wissenschaftlich zu prüfen.

Den Abschluss des zweittägigen Symposiums bildetet der Themenblock „Technische Aspekte“. Hierbei wurde genauer betrachtet, wie die technische Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrags funktionieren kann und aufgezeigt, wo vor allem noch Nachbesserungsbedarf in der Ausformulierung besteht. Zudem wurde schließlich noch mal das Thema „Werbung für Glücksspiel in den Sozialen Medien“ kritisch betrachtet.

Insgesamt war es eine sehr spannende und inhaltsreiche Veranstaltung – auch wenn das terrestrische Automatenspiel thematisch nicht im Fokus der Veranstaltung stand.

Einzelne Präsentationen der Veranstaltung werden im Laufe dieser Woche auf der Homepage der Uni Hohenheim online gestellt:

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